Mit pochendem Herzen presste Pino 1 die Schachtel an seine Brust. Durch die Blätter des Busches vor ihm beobachtete er eine Gruppe Menschenkinder die, wie jeden Donnerstag, auf einer kleinen Lichtung vor ihm spielten.
Diesmal hatten sie auf einem flachen Stein ein buntes Spielfeld ausgebreitet, auf dem sie kleine, detailverliebte Figuren herumschoben und regelmäßig kicherten.
Pino schloß seine Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und drückte sich vorsichtig durch die Büsche auf die Lichtung.
“Entschuldigung,” sagte er mit fiepsiger Stimme. “Ihr habt das letzte Woche liegengelassen und ich –”
“Ein Monster!” “Hilfe!” “Aaaaaah!” “Mamaaaaaa!”
Die zwei Mädchen aus der Gruppe sprangen kreischend auf und flohen blindlings in die Büsche, während einer der verbleibenden Jungen mit vor Angst weit aufgerissenen Augen vom Baumstumpf kippte auf dem er saß. Hastig schob er sich ein paar Meter über den Boden, bevor er sich aufrappelte und im Wald verschwand. Der andere Junge hatte ein Holzschwert gezückt, das er zitternd in den Händen hielt. Als er jedoch bemerkte, dass er mit Pino alleine war, besann er sich eines Besseren und rannte den anderen hinterher.
Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, fand sich Pino plötzlich ganz alleine auf der Lichtung wieder. Große Tränen rannen ihm die Wangen hinunter. Er setzte sich auf den flachen Stein neben das vergessene Spielbrett und begann haltlos zu schluchzen.
“Bist du das”, fragte eine Stimme ganz in seiner Nähe.
Pino rieb sich die Augen und versuchten die Tränen unter Kontrolle zu bekommen.
Unbemerkt hatte sich ein junges Mädchen mit Zöpfen neben Pino gesetzt. Er hatte sie schon ein paar Mal gesehen, sie schien aber kein fester Bestandteil der Gruppe zu sein. Erwartungsvoll schaute sie Pino an und deutete mit ihrem Kinn in Richtung der Schachtel, die er immer noch in seinen Händen hielt.
Er blinzelte um die letzten Tränen zu vertreiben und betrachtete das Bild. Es zeigte eine Kampfszene zwischen einem feuerspuckenden Drachen und einem Menschen der den Feuerstrahl mit einem mächtigen Schwert teilte. Die Haltung erinnerte ihn vage an den Jungen von vorhin.
“I-hi-ich-” schniefte Pino. “Ich w-w-weiß nicht.”
Das Mädchen legte den Kopf schief und betrachtete Pino. Sie schien mit der Antwort nicht zufrieden zu sein, beschloss aber dennoch das Thema zu wechseln.
“Hast du es gelesen? Ich musste meine Schwester lange nerven, bis sie es mal mit mir gespielt hat. Ich war damals ein Elf mit einem Bogen”, fuhr sie fort ohne eine Antwort abzuwarten.
“Ich habe einen Gnom erstellt, der Feuermagier ist”, sagte Pino schüchtern.
“Magst du spielen?”
Pino nickte. Sofort sprang das Mädchen auf und fegte die kleinen Figuren vom Spielfeld. Sie kramte in einer Schachtel auf dem Boden bis sie einen kleinen Gnom fand und stellte ihn aufs Spielfeld.
“Du wachst in einem finsteren Keller auf. Dein Kopf tut weh und du hast keine Ahnung wie du dorthin gelangt bist. Was möchtest du tun?”