Nagut, ich bin der Nachkomme eines Drachen. Ich habe edle rote Schuppen, sehr scharfe Zähne und Krallen und 2 riesige Flügel.
Ich schlüpfte vor vielen Jahren aus meinem Ei und alle in unserer Wohnhöhle hielten mich hoch und bejubelten mich. So wie es sich für einen Drachen gehört!
Ein paar Tage später bestieg ich auch schon das königliche Katapult um mich das erste Mal hoch in die Lüfte zu erheben und die Welt in Angst und Schrecken versetzen.
Der Älteste Hirni erklärte mir was ich tun sollte und Schwatz, Kratz und Kurz zogen am Katapult.
Als sie losließen segelte ich davon. Ich spürte die Luft an meinem Körper, sie war warm und sanft und duftete nach irgendwas. Ich überlegte nach was, nach den großen Dingern da vor mir?
Ich flog direkt darauf zu und plötzlich fiel es mir ein, die Anweisung von Hirni “Flügel ausbreiten und bewegen”!
In dem Moment ich sie ausbreitete raste mir so ein großes Ding entgegen und landete auf mir. Später lernte ich das das gemeine Wesen namens “Bäume” sind.
Plattgedrückt mit hängenden Flügeln lies mich der Baum nach unten auf den Boden fallen direkt neben einem Gefährt der Menschen.
Ein Mensch in etwa meiner Größe stieg aus, rannte zu mir und sagte “Krass”. Ich fand das ist ein sehr schönes Wort, irgendwie vollumfassend für alles. Die Welt, der Wind, die Bäume und ich.
Der Mensch fragte mich etwas und ich raunte nur “Krass”. Mir war schwindlig, alles tat mir weh und mein linker Flügel fühlte sich an als wäre er verkantet.
Ich merkte noch wie ich zu dem Gefährt geschleift wurde, dann wurde mir schwarz vor Augen.
Als ich erwachte lag ich in etwas unglaublich Weichem, über mir zwei Köpfe mit großen leuchtenden Augen die mich anstarrten.
Der eine Kopf hatte lange goldene Haare die teilweise meine Wange kitzelten, der andere hatte kurze goldene Haare und ich erinnerte mich dass das der Mensch war der mich gefunden hatte.
Ich setzte mich auf, was wegen des weichem Etwas unter mir wirklich schwierig war, das Gesicht mit den langen Haare erschrak und sprang nach hinten, der Mensch aber blieb bei mir und stützte mich.
Ich spürte einen scharfen Schmerz in meiner linken Schulter, sah in Richtung des Flügels und bemerkte dass dieser lang ausgestreckt da lag und zum Teil mit einem weißen Verband umwickelt war.
Der Mensch sagte “Krass, du bist wach!”“Wie geht es dir?” und ich antwortete ihm wahrheitsgemäß “wie von einem Baum plattgedrückt”. Er half mir auf, setzte mich auf einen Stuhl und gab mir Wasser.
Der andere Mensch brachte mir dann noch Kekse und Obst und sagte ich soll sie essen damit ich schnell wieder gesund werde und mit ihnen spielen kann.
Ich blieb dann ein paar Jahre bei den Menschen. Sie spielten mit mir, brachten mir ihre Sprache bei und zogen mich an. Bei dem “Jungen”, so hieß der Mensch mit den kurzen Haaren, bekam ich Hosen angezogen und einen Bogen mit Pfeilen. Wir zogen hinaus auf den Hof des Hauses und schossen dort auf böse Monster die auf Zielscheiben gemalt waren.
Bei dem Mensch dass man “Mädchen” nennt wurde ich Krassa. Ich bekam Kleider und Schleifen und sie brachte mir bei wie man Sachen näht und zwar so schön dass man richtige Kunstwerke auf Stoff nähen konnte.
Meine Wunden von dem Sturz verheilten gut, nur der Flügel liess sich nicht bewegen und hing seitdem einfach nur schlaff herab. Das war wohl mein erster und letzter Flug.
Der Junge hieß übrigens Bert und das Mädchen Bertha. Sie waren wirklich lieb und wann immer sie etwas lernten brachten sie es mir später bei.
So lernte ich Bogenschießen, Nähen, Schwertkampf und Kräuter sammeln und daraus Tränke mischen. Es war eine lustige spannende Zeit und nur sehr selten vermisste ich meine Familie.
Eines Tages zog Bert aus um das Fürchten zu lernen. Bertha erzählte mir er zieht hinaus in den Kampf und sie würde sich ab jetzt um mich kümmern. Von dem Tag an war ich nur noch Krassa. Eine holde Maid in ihrem schönen Kleid mit noch schöneren darauf genähten Blumen. So wie Bertha fing auch ich irgendwann an auf meinen Prinzen zu warten der mich zweifelslos aus diesem tristen Zuhause befreien würde.
Als Bertha irgendwann ihr Glück in dem Bauernjungen des Nachbarhofes fand und dorthin zog, war ich plötzlich allein.
Was war ich nun? Krass oder Krassa? Ich wusste es nicht! Ich fragte die anderen Leute im Hof aber sie sprachen garnicht mit mir, manche beschimpften mich und andere stießen mich mit Besen aus den Gebäuden heraus.
Der Vater von Bert und Bertha nahm mich an der Schleife um den Hals, hob mich hoch und schleuderte mich in einem hohen Bogen hinaus aus dem Hof.
Für einen kurzen Moment hatte ich wieder das Gefühl zu fliegen und ich wollte meine Flügel ausbreiten und davon fliegen. Leider wollte mein Flügel das überhaupt nicht, ich fiel also und nach ein paar Umdrehungen fand ich mich mitten im Feld wieder.
Das Tor des Hofes wurde geschlossen und mir blieb nun nur der Weg hinaus in die weite Welt.
Ich ging den Weg entlang, sprach Menschen an und fragte nach dem Weg zum nächsten Dorf. Bert hatte erzählt dass es dort ganz viele Wunder gibt und er mich auf jeden Fall einmal dorthin mitnehmen würde.
Nun wollte ich allein dorthin, vielleicht fand ich ihn ja dort? Die Menschen auf dem Weg ignorierten, beschimpften oder bespuckten mich. Nur ein Bauer der gemütlich des Weges rollte hielt neben mir an und rief sofort meinen Namen “Krass”.
Keine Ahnung woher er mich kannte, Bert musste ihm wohl von mir erzählt haben!
Ich fragte den Bauer nach dem Weg und er sagte “Spring rauf, ich bring dich ins Dorf. Die Leute werden Augen machen!” und grinste dabei freundlich zu mir runter. Natürlich nahm ich diese Einladung freudig an und sprang auf den Kutschbock.
Und er hatte recht! Als wir in dieses Dorf hinein fuhren, blieben die Leute stehen und starrten mich an. Mehrmals hörte ich meinen Namen “Krass” “Schau mal, das ist Krass” und so weiter. Ich war eine Berühmtheit!
Ich musste unbedingt Bert finden, denn er hatte offensichtlich jedem von mir erzählt!
Ein paar Tage blieb ich dort, ich bekam Essen und Trinken und musste dafür nichts weiter tun als mich ein paar mal zu verbeugen und zu winken. Aber Bert fand ich nicht.
Vielleicht ist er schon weiter gereist um weitere Menschen über meine Herrlichkeit zu informieren?
Aber natürlich wäre das kaum zu glauben ohne mich zu sehen, ich sollte ihm also hinterher eilen und dabei helfen. So kam es also das ich von Dorf zu Dorf zog, auf der Suche nach Bert.
Aber überall hatte man schon von mir gehört, nur an Bert schien sich niemand zu erinnern.
In einem der Dörfer bekam ich einen mächtigen Vogel. Er war riesig und mit einem Seil auf einer kleinen Stange befestigt. Außerdem hatte er ein Kopftuch auf dass ihm aber über die Augen gerutscht ist.
Ich half ihm indem ich das Kopftuch abnahm und löste das Seil. Er sagte “Kriih” und flog davon.
Als ich hinter mir einen Mann sah der schimpfend auf mich zurannte, rannte ich auch. So schnell wie ich nur konnte zum Ende des Dorfes! Zum Glück war ich geübt in Athletik, so rutschte ich durch mehrere Röcke und unter Kutschen hindurch bis ich den Mann abgehängt hatte.
Nachdem ich das Dorf verlassen hatte und eine Weile unterwegs war kam mein Vogel Kriih zu mir zurück, setzte sich auf meine Schulter, spielte mit meiner Schleife die ich immer noch stolz um den Hals trug und leistete mir Gesellschaft.
Immer wieder flog er davon und brachte mir Sachen wie zum Beispiel leckere Würmer oder Beeren. Von manchen Beeren wurde mir etwas komisch, aber das war bestimmt der “Obstmangel” weil ich einfach zuwenig davon aß.
Bertha hatte immer gesagt “iss viel Obst, sonst bekommst du den Obstmangel, wirst grau, verträgst keine Sonne mehr und dann wirst du von Menschen mit Hölzern getötet”. Das wollte ich natürlich nicht, also aß ich alle Beeren die Kriih mir brachte.
Eines Abends wurde mir ganz schlecht, vielleicht war es schon zu spät? Hatte ich zulange schon kein Obst gegessen? Setzte die Verwandlung ins grau ein? Ich rannte ängstlich in den Wald bis ich einen Busch mit Beeren fand und wollte mich gerade auf sie stürzen als ich plötzlich vom Boden abhob.
Aber auch diesmal flog ich nicht. Ich war gefangen in einem engen Netz und hing hoch oben im Baum. Weit weg von den Beeren und meiner Rettung.
Eine Weile hing ich dort, Kriih versuchte mir zu helfen aber die Seile waren dick und er bekam sie nicht auf. Mein Bauch tat so weh, mir kamen die Tränen und ich dachte mein Ende sei nah. Dann plötzlich entwich mir ein langer lauter Furz. Er war wirklich lang und laut! Kriih flog erschrocken davon und setzte sich erst 5 Bäume weiter weg wieder hin. Aber mir ging es besser, die Schmerzen ließen nach und so langsam verspürte ich Hunger.