• flora_explora@beehaw.org
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    1
    ·
    edit-2
    1 year ago

    Nur weil es Menschen heute besser als früher geht, heißt das nicht, dass es Menschen gut geht. Menschen geht es immer noch ziemlich beschissen. Wie viele Menschen sind weltweit auf der Flucht, werden verfolgt, werden durch ihre Regierung gefoltert/umgebracht/zum schweigen gebracht, sind moderne Arbeitssklaven, müssen unter unmöglichen Bedingungen für unsere Luxusprodukte arbeiten, leben in unseren Elektronikabfällen oder anderweitig versuchten Gegenden, sterben an durch Menschen bedingten Krankheiten, die aber niemanden interessieren, solange es nicht auch den globalen Norden betrifft, werden am Reisen gehindert oder in Krisengebiete abgeschoben?

    Und dass es Menschen heute besser geht, würde ich eher als geliehenen Wohlstand sehen, den wir dem Planeten abgerungen haben, aber der uns im Laufe des Klimawandels wieder weggenommen werden wird. Ist bisschen wie Drogen schmeißen mit anschließendem Serotonin-Syndrom. Wir leben über die Grenzen des nachhaltig Möglichem hinweg und werden dafür später bezahlen müssen.

    Ich sehe nicht, wie du im Kapitalismus eine längerfristige Perspektive zum Sieg gegen die Armut siehst. Vor allem nicht, weil dem Kapitalismus so scheiß egal ist, ob Menschen in Armut krepieren, solange das System mehr Profite abwirft und stetig wächst. Selbst Reformen werden an diesem Grundprinzip wenig ändern können.

    • letmesleep@feddit.de
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      1
      ·
      edit-2
      11 months ago

      Naja, es sind halt Welten. Zwischen regelmäßig hungern und einem chronischen Überfluss an Lebensmitteln besteht nun einmal ein gewaltiger Unterschied.

      Im Vergleich dazu sind die Probleme, die die reichsten 80% der Welt heute haben fast nur noch Wehwehchen.

      Bei Krankheiten ist der Fortschritt übrigens noch gewaltiger als bei der Armut. Die Säuglingssterblichkeit lag historisch bei gut 25% die Müttersterblichkeit bei 3%. Selbst in Afghanistan - dem in der Beziehung schlimmsten Land der Welt - ist das heute nicht einmal halb so hoch. Weltweit reden wir von einer Reduktion um den Faktor 10.

      Der Klimawandel wird uns viel kosten. Aber genug um diese Fortschritte zu zerstören? Nie und nimmer. Wenn wir jetzt den 3. Weltkrieg starten, dann geht es uns danach vielleicht für eine Weile etwas schlechter als vor der industriellen Revolution. Aber sicher wäre ich mir da auch nicht. Und alles andere hat einfach nicht das Potenzial uns so weit zurückzuwerfen.

      Wir haben durch unser System eine Welt geschaffen, die Lebensraum für 10 Milliarden Menschen bietet (also die Wachstumsprognosen übersteht). Klar, vielleicht geht da nicht Jahrzehnte gut, aber mit jeder bisher versuchten Alternative würden wir nicht in Jahrzehnten, sondern in Wochen rechnen.

      Krieg und Tötungdelikte sind übrigens auch so eine Sache, die - im Vergleich zur historischen Normalität - selten geworden sind. Es gibt da noch ein paar Diskussionen, aber die Frage ist eigentlich nur, warum die Gewalt so viel seltener geworden ist, und ob wir hier eher eine Reduktion um 90% oder 99% haben.